Unsere Erlebnisse

Hier möchten wir Sie an einigen, spannenden Erlebnissen mit Tieren in unserer Ethikschule teilhaben lassen! Die Ereignisse beschreibt Christine Rüedi, Leiterin der Ethikschule:

Ich denke, dass wir bezüglich der Tiere noch immer über spärliche Kenntnisse verfügen und ihre wahren Eigenschaften und Fähigkeiten nur sehr beschränkt erfassen. Dies betrifft auch mich selbst, obschon ich mich seit meiner Kindheit intensiv mit Tieren, auch beruflich (Zucht und Ausbildung von Blindenführhunden), befasst habe. Was ich damit meine, verstehen Sie, lieber Besucher, liebe Besucherin der Homepage, wenn Sie die nachfolgenden Berichte lesen, die mich faszinieren und mir meine Unwissenheit vor Augen führen.

Die Maus und Piggi, der sterbende Hengst

Wenn ich an Piggi und die Maus denke, bin ich traurig, denn der Moment des Ereignisses war dramatisch: Piggi, unser 31 Jahre alter, schwer kranker Veteran, lag im Sterben. Der Tierarzt gab ihm die Spritze, um ihn einschlafen zu lassen. Wir knieten neben Piggi, um ihn auch in diesem Moment zu begleiten. Und da geschah das Unglaubliche: Die Maus, die mit Piggi die Boxe teilte und an seiner Futterschüssel jeweils mitgegessen hatte, kam hinterm Holzbrett des Stalles hervor und lief zwischen Piggi und uns zum Bauch des grossen, sterbenden Tieres. Hier stand sie auf den Hinterbeinen hoch und schaute und schnupperte aufgeregt. – Sie muss erfasst haben, dass in diesem Moment mit ihrem Stallgenossen etwas Ausserordentliches geschah. Die Beziehung der beiden Tiere war offensichtlich so intensiv, dass die Maus in ihrem Versteck das Sterben von Piggi wahrgenommen hatte. Dass sie dabei ihre grosse Scheu vor den Menschen völlig vergessen hatte, zeigt, wie intensiv das Erlebte für sie war.

Petit Prince, das Eselkind

Unser Esel Petit Prince kam im Alter von 10 Tagen, als mutterloses Fohlen, zu uns. Zu dieser Zeit übernachtete ich in der Ethikschule (wir lassen die Tiere auch nachts nicht alleine). Damit Petit Prince während der Eingewöhnungszeit nicht einsam in seiner Box war, übernachtete ich bei ihm. Meine erste Tat am Morgen war, dem Eselkind seine spezielle Milch zu geben. Petit Prince entwickelte sich prächtig.

 

Nach ein paar Wochen schlief ich wieder im Wohnhaus. Und da stellte sich etwas Merkwürdiges ein: Ich gehöre zu den Menschen, die sich das Aufstehen jeweils noch einmal «überlegen», d.h. ich stehe nicht immer zur gleichen Minute auf! Doch jedes Mal, wenn ich mich zum Aufstehen entschlossen hatte und im Bett aufgesessen war, rief Petit Prince aus seinem Stall, mit intensiver Stimme und zum ersten Mal! Es war faszinierend, wie er meinen Entschluss, aufzustehen und ihm die Milch zu bringen, auf Distanz, ohne ein Zeichen oder Witterung von mir, wahrnehmen konnte. Es muss zwischen Tieren und Menschen, welche eine intensive Beziehung zueinander haben, eine Möglichkeit der Kommunikation geben, welche nicht über die bekannten Sinnesorgane erklärt werden kann.

Dieses Phänomen (morphogenetische Felder) erforscht zurzeit Rupert Sheldrake, Biologe und Biochemiker.

Die seltsame «Rettung» einer Maus

Noch einmal eine wahre Geschichte einer Maus. Hätte ich sie nicht selbst erlebt, ich würde sie kaum glauben! Durch ein Bodengitter sah ich eine Maus im Schacht vor dem Kellerfenster. Es war klar, ich musste sie befreien, denn sie würde nicht überleben. Ausgerüstet mit einem Eimer und einem Tuch ging ich in den Keller. Doch die Maus war nicht mehr im Schacht, sie hatte sich durch das Kippfenster bereits in den Keller begeben. Nun stand ich da und dachte nach. Wie ich so dastand, kam die Maus hervor und, erst zögerlich, dann bestimmt, auf mich zu. Sie kam bis zu meinem Schuh und schnupperte intensiv daran. Ich dachte: wenn Du, Maus, jetzt auf den Schuh sitzen würdest, könnte ich den Fuss heben und ihn, mit der Maus drauf, in den Kessel manöverieren! – Und, ich kann es noch heute kaum glauben: Die Maus tat genau das!! Sie setzte sich auf meinen Schuh und begann sich zu putzen. Ich war zuerst wie erstarrt, doch dann unternahm ich den Versuch, sie in den Kessel zu heben. Und es gelang! Die Maus konnte ich kurz darauf wieder freilassen. Mir kommt diese Begebenheit auch heute noch unwirklich vor – doch sie ist Realität!

Shalom bedeutet Frieden

Eine engagierte Lehrerin kam mit einer Klasse aus Luzern für eine Woche zu uns in die Ethikschule. Jedes Kind erhielt eine spezielle Aufgabe, welcher es sich täglich, zwischen den Lektionen, widmete. Die Aufgaben wurden per Los zugeteilt. Ein Mädchen zog folgenden Auftrag: «Es gibt in der Ethikschule ein weisses Huhn, das als einziges noch keinen Namen hat. Es gilt, zusammen mit der Klasse, sich auf einen schönen Namen zu einigen!»

Der letzte Kurstag war da und damit auch der Moment für das Mädchen, den Auftrag einzulösen. Wir waren gespannt: Das Mädchen übergab mir ein Holzschild. Dieses war mit weissem Papier eingewickelt und an einer Schnur hingen viele farbige Briefumschläge. Darin waren Zeichnungen und Dankesschreiben für die tolle Woche, die wir zusammen verbracht hatten.

 

Nun galt es, das Holzschild auszuwickeln. Da es das Huhn betraf, schlug ich vor, in das Hühnergehege zu gehen. Vorsichtig, fast feierlich begaben sich die Mädchen und Buben an den Ort, und wir stellten uns in lockerem Kreis auf. Alle Hühner waren vorne beim Hühnerhaus geblieben.

Und da kam sie! Die schneeweisse, junge Henne, die noch keinen Namen hatte! Mit offensichtlich gutem Selbstwertgefühl durchquerte sie den Kreis, geradewegs auf das Schild zu. Interessiert beobachtete sie nun das Auswickeln. Ein unglaublicher Moment – wir alle waren im Banne von etwas Eindrücklichem, Unerklärlichem.

Die Henne nahm sich Zeit und schaute ununterbrochen das Schild an. – Und da stand er, der Name: Shalom! Wir alle wollten am liebsten in diesem wunderbaren Moment verharren! Die Kinder hatten sich noch etwas sehr Schönes ausgedacht. Sie sangen für Shalom das gleichnamige Lied, leise und feierlich.

Und dann mussten wir uns entschliessen, zum «Alltag» zurückzukehren! Und da kamen auch die andern Hühner wieder herbei – und Shalom ging ihrer Wege!

Die Kinder begründeten die Wahl des Namens so: Das Huhn ist weiss und weiss bedeutet Frieden. Und Frieden heisst Shalom!